Heute arbeiten wir bei abilia, wenn Klienten bettlägerig werden oder überhaupt der Pflegeaufwand gegenüber begleiteter Lebensgestaltung überhand nimmt, mit Pflegeeinrichtungen zusammen. Wenn Menschen mit einer Beeinträchtigung auf intensive, dauerhafte Pflege angewiesen sind oder es eine vielleicht langwierige Sterbebegleitung braucht, so erscheint es uns normal und angemessen, dass sie von kundigen, erfahrenen Pflegefachpersonen begleitet werden.
Braucht es also keine spezifischen Pflegeeinrichtungen für Menschen mit einer Beeinträchtigung? Der Kanton Baselstadt hat sich hier aus gesellschaftspolitischen Gründen dagegen entschieden. Es sollen keine weiteren neuen Pflegeeinrichtungen gebaut werden, wenn die Gesundheitskosten aus dem Ruder laufen und die Weisung `ambulant vor stationär` eher zu einer Unterbelegung der bestehenden Betten führt. Stattdessen setzt der Kanton Baselstadt auf Kooperation.
Als vor gut 5 Jahren abilia den Anspruch auf eine lebenslange Wohnbegleitung in der Institution thematisierte und mit Pflegeeinrichtungen zu kooperieren begann, kam seitens der Angehörigen und auch des Berufsstandes viel Widerstand auf. Dieser Widerstand ist aus einem emotionalen Grund nachvollziehbar. Zugleich durften wir die aufbauende Erfahrung machen, dass auch ausserhalb der Behindertenhilfe, gerade wenn es um Langzeit- und Palliativpflege geht Menschen mit Beeinträchtigungen offen und vorurteilsfrei aufgenommen werden und eine angemessene, fachgerechte Begleitung erhalten.
Gewiss – diese Erfahrung verlangte auf beiden Seiten, der Behindertenhilfe und der Langzeitpflege, Lernbereitschaft und eine dialogische Zusammenarbeit. Gegenseitige Besuche, detaillierte Übergaben und Inputs oder Praxisberatungen vor Ort haben dazu geführt, dass sich heute Pflegewohngruppen dadurch auszeichnen, dass sie zum Beispiel Menschen mit Trisomie 21 im letzten Stadium des dementiellen Abbaus mit viel Empathie und Könnerschaft begleiten.
So leben diese Menschen auf einer abilia Wohngruppe solange, als sie noch am Alltag und dem Zusammenleben teilnehmen können. Wird hingegen die Pflege komplex und nimmt Überhand, so ziehen sie – ich möchte beinah sagen, wie du und ich – ins Pflegeheim. Gelebte Inklusion?